Die Rechberger im Selška Sora 1753 - 1901



Nachweislich seit dem Jahre 1753 waren die Rechberger im Tal der Selzach (Selška Sora) beheimatet. Am 24. Januar diesen Jahres heiratete Georg Rechberger die Witwe des Bartholomaeus Tauzhar, Helena Leben. Leider wurde nicht angegeben, woher Georg (Juri) Rechberger zugezogen war. Der Heiratseintrag im Selzacher (Selca) Kirchenbuch nennt nur einen Urban als Vater. Bisher wurde deshalb immer davon ausgegangen, dass es sich hierbei um den in Tupalice am 24.03.1717 getauften Georg Rechberger handeln könnte. Möglicherweise kam Georg Rechberger aber auch aus einem überwiegend deutschsprachigen Gegend. Mein Großvater erzählte meinen Vater, die Rechberger wäre unter "Maria Theresia" nach Slowenien aus "Deutschland" eingewandert. An dieser Ezählung deckt sich das Heiratsdatum von 1753, welches in die Regierungszeit Maria Theresias fällt. Möglicherweise war der zugezogene Georg Rechberger ein Bergmann, der in der Eisenmine von Knape arbeitete. Da er in Seulje sehr oft den Wohnort wechselte und somit nur zur Untermiete an den in den Kirchenbüchern erwähnten Orten mit seiner Familie residierte, kann angenommen werden, dass er seinen Lebensunterhalt nicht hauptsächlich als fester Pächter eines kleinen Stückchen Lands bestritt, sondern als Bergmann in einer der vielen Eisenmienen in der Gegend tätig war. So stirbt er 1791 an "Seitenstechen" in den kleinen Ort Knape. Knape liegt ein paar hundert Meter entfernt von Sevlje und dort war auch eine Eisenmine, die bis 1901 in Betrieb war. Es deutet also einiges auf eine Tätigkeit des Georg Rechberger in dem dortigen Bergwerk bis zu seinem Tode. Auch mein Urgroßvater Georg Rechberger (1868-1936) und mein Großvater Wilhelm Rechberger (1903-1961) waren Bergmänner. Es ist also gut möglich, dass diese Tätigkeit schon über mehrere Generationen vererbt wurden und der 1791 verstorbene Georg Rechberger möglicherweise aus einer Gegend aus Kärnten oder der Steiermark stammt, wo Bergbau betrieben wurde.

Das Tal der Selca vom Osten aus gesehen. Hinten ist das Dorf Dolenja vas ("Baiersdorf") zu erkennen. Jacob Rechberger (1754-1822) heiratete 1784 Elisabetha Notar und liess sich in Dolenja vas, Hausnummer 33, nieder. Hier wurde auch sein jüngster Sohn Caspar 1796 geboren. Als dieser 1820 heiratet, wurde als Wohnort Dolenja vas, Hausnummer 22, angegeben. Das scheint ein Hinweis darauf zu sein, dass auch Jacob Rechberger, wie sein Vater Georg, möglicherweise kein fester Pächter einer 1/4 Hube gewesen ist, sondern nur zur Untermiete lebte.

Blick auf Sevlje vom Süden her. Rechts sind die Häuser mit der Nummer 7 und 9 auf einem kleinen Abhang zu sehen. Das Haus mit der Nummer 7 bezog Caspar Rechberger im Jahre 1822, nach seiner Heirat mit Eva Verhunz. Hier lebt die Familie recht lange. Um 1900 kehrte mein Urgroßvater für ein bis Jahre nach Sevlje zurück und wohnte mit seiner Familie im benachbarten Haus Nummer 5. Dieses hatte 1892 sein Bruder Urban Rechberger (1862-1927) gekauft und dazu noch die Wiesen, Äcker und Waldstücke, die daran hingen. Deshalb war starb Vater Gregor Rechberger (1826-1901) als Bewirtschafter der zusammengefassten Liegenschaften von Nr. 5 und 7, als Hübler, also Großbauer.

Die heute dort stehenden Häuser sind natürlich viel später gebaut worden. Einen Eindruck, wie die Behausung der Familie Rechberger im 19.Jahrhundert ausgesehen hat, kann der Besucher des Burg-Museums in Skofja Loka bekommen. Hier wird noch ein Originalhaus aus dieser Zeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Links sieht man den angelehnten kleinen Schweinestall. So ähnlich wird auch das Haus mit der Nummer 7 in Sevlje wohl bis zur Mitte des 20. Jahrhundert ausgesehen haben.

Das Innere des Hauses besteht aus einem kleinen Flur am Eingang, der auch als Küche genutzt wurde. Hier war auch der Aufgang zum Speicher, auf dem Heu gelagert wurde, die meisten Familiemitglieder und weitere Untermieter schliefen. Die Alten und jüngsten Familienangehörigen schliefen in einem seperaten Raum neben der Stube, die sich auf der rechten Seite vom Flur befand. Auf der Linken befand sich der Stall in dem wohl Kühe und Pferde untergebracht waren. Eine Cousine meines Vaters besuchte das Haus in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts und ihre Beschreibung deckte sich mit dem in Skofja Loka ausgestellten Haus.

Getauft, getraut und beerdigt wurden fast alle Familiemitglieder der Rechberger in Kirche in Selca (Selzach). Jeden Sonntag wanderte die Familie zum Gottesdienst gemeinsam dorthin. Die Kirche selbst wurde im Barock erbaut und ist danach mehrmals (1668, 1738, 1809 und 1849) abgebrannt und wieder aufgebaut worden. Erstmals erwähnt wurde eine Pfarrkirche in Selzach schon in den Jahren 1296 und 1355. Das Taufbecken, wo mit Sicherheit mein Urgroßvater und dessen Vorväter schon getauft wurden, stammt von 1604.

Auf dem Friedhof von Selca haben meine Vorfahren wohl fast alle ihre letzte Ruhe gefunden. Leider existieren ihre Gräber hier schon lange nicht mehr. Eine ältere Schwester meines Urgroßvaters Micka (1864-1949). Sie hatte 1895 Franz Bernik geheiratet, mit dem sie zusammen die Höfe Nummer 5 und 7 in Sevlje bis zu ihrem Tode bewirtschaftete. Der Name Rechberger ist wohl mit dem Abgang meines Urgroßvater ganz aus dem Tal der Selca verschwunden.

Die Mutter meines Urgroßvaters, Agnes Pintar (1832-1908) stammte aus dem Ort Martinj vrh. Der Ort liegt auf ungefähr 800 Meter Meereshöhe und eine Wanderung aus dem Tal der Selca dorthin ist sehr beschwerlich. Auch ihr Geburtshaus mit der Nummer 8 existiert schon lange nicht mehr. Während der deutschen Besatzungszeit von 1941 bis 1945 haben sich dort viele Partisanen in den dortigen Wäldern versteckt.

Dieses Foto zeigt meinen Urgroßvater Georg Rechberger (1868-1936) während seiner Militärzeit in der österreichischen Armee. Leider sind die Akten aus dieser Zeit nicht mehr erhalten. Das Foto muss wohl zwischen 1885 und 1890 in Ljubljana bei einem Fotographen Landau, der dort im Hotel Elephant (heute Slon) sein Atelier hatte. Die vier (wohl roten) Kugeln aus Wolle, die seine Uniform schmücken, nennen sich "Lanyard" und sind wohl eine Schützenauszeichnung. Der Uniform nach zu urteilen, hat er seinen dreijährigen Wehrdienst in einer Infanterie-Einheit abgeleistet zu haben.


Zuletzt aktualisiert: 23.12.2016