Stephan Rechberger
Informatiker & Historiker
Blühende digitale Landschaften |
Die Digitalisierung ist in aller Munde, auf allen Kanälen und in allen Bereichen. Ob Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, überall scheint sie gegenwärtig zu sein. Mal wird sie als Chance gesehen, dann als Bedrohung bewertet, um dann wieder als Heilsbringer gefeiert zu werden. Niemanden lässt sie unberührt, jeder hat eine Meinung dazu. Viele TV-Debatten, noch mehr Zeitungsartikel und jede Menge Threads, Statements und Wortmeldungen in den sozialen Medien beschäftigen sich unerschöpflich mit nur diesem Thema. Es grummelt, es brummt und summt in allen Ecken und Enden. Dabei gibt es doch eigentlich mehr Fragen, als Antworten: Aber was bedeutet Digitalisierung? Was ist ihr Wesen? Wo ist ihr Ursprung und wohin wird sie führen? Wer verbirgt sich hinter der Digitalisierung? Wer profitiert? Wer verliert? Wie wirkt sie sich aus? Und warum gibt es sie überhaupt?
Wild wachsendes Web |
Was also tut der Mensch, der in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts lebt, in einem solchen Fall? Er befragt Google. Die alles wissende Suchmaschine. Neben jeder Menge Werbung für deutsche Technologiekonzerne, Weiterbildungsangeboten und Reklame für „grenzüberschreitende Abfallverbringung“, wird etwas weiter unten der zu erwartende Wikipedia-Artikel zum Thema „Digitalisierung“ angezeigt. Die Abhandlung beschäftigt sich in erster Linie mit dem Umwandeln von Informationen auf analogen Medien in eine digital-elektronische Form. Also der Datentransfer von Papier, Stein, Vinyl und vielen anderen Dingen, die sich beschriften, bemalen, bespielen oder sonst wie bebildern lassen, in Richtung der sogenannten virtuellen Realität der Computer. Aber ist dieser Vorgang wirklich so sensationell, revolutionär oder unerhört, so dass darüber alle Welt so unaufhörlich diskutiert, debattiert und philosophiert? Letztendlich werden hier doch nur Informationen von einem Medium zu einem anderen übertragen.
Überlebt das Buch die Digitalisierung? |
Das liest sich alles trivialer, als es ist, denn mit dem neuen Medium lassen sich Informationen viel effektiver nutzen, schneller verbreiten und sogar platzsparender aufbewahren. So passen ganze Bibliotheken mit tausenden und abertausenden von Büchern, die in großen Hallen, Häusern und Räumen gelagert werden mussten, in ein kleines und zierliches Kästchen, welches nicht größer als eine Kaugummipackung ist. Und damit nicht genug: Die Inhalte dieser Folianten, Bände und Publikationen lassen sich nun in Sekundenschnelle kopieren, vervielfältigen und reproduzieren. Wofür in der Antike und im Mittelalter Heerscharren von Kopisten Jahrzehnte brauchten und in der Neuzeit innerhalb von Tage Massen an Papier bedruckt werden mussten, kann nun in wenigen Augenblicken erledigt werden. Durch diese unendliche Vervielfältigung und Vermassung dieser unzähligen Kopien von Informationen lässt sich auch die Gefahr von Verlusten wesentlich reduzieren oder sogar völlig ausschließen. Darüber hinaus, spielt auch der Ort der Lagerung eine untergeordnete Rolle und wird technisch nur noch durch das Fassungsvermögen der Datenträger begrenzt.
Aufbruch zu digitalen Horizonten |
Das aufgezeichnete Wissen kennt also keinen Ort mehr, kann nun überall sein und ist jederzeit exakt verfügbar. Neben der physikalischen Tragbarkeit der Datenträger, ist dafür auch die weltweite Vernetzung der Computer durch das Internet zu nennen. Schon 1969 wurden damit begonnen die Großrechenanlagen der Universitäten miteinander zu verbinden, um das dort abgelegte Wissen über große Entfernungen teilen zu können. Was als eine akademisch-wissenschaftliche Idee begann, wurde in den darauffolgenden Jahrzehnten zu einem globalen Netzwerk aller Computer auf diesem Planeten. Dadurch können Informationen von überallher nach überallhin jederzeit übertragen und weiterverarbeitet werden. Geschriebene Texte, Musik, Bilder und Filme werden dadurch zeitlos und sind so an jeden Ort verfügbar. Damit betritt die Menschheit ein neues Zeitalter, eine revolutionäre Ära und geistig völliges Neuland. Es entsteht ein globales menschliches Überbewusstsein, der hegelianischen Weltgeist der aus der Falsche des World Wide Web heraufsteigt.
Ein zuverlässiges Programm ist eine feste Burg |
In jedem Haushalt befinden sich heute ein oder mehrere Geräte, die sich mit dem allgegenwärtigen Internet verbinden können. Programme gehören zum Alltag der Menschen. Ob Beruf, Freizeit, Familie,
Urlaub – Smartphones, Tablets und Computer gehören dazu. Sie sind ein fester Bestandteil unserer Welt. Ein Leben ohne sie, scheint für uns unvorstellbar. Und all diese Dinge, die uns das Leben so
schön und einfacher machen, basieren auf einer Vielzahl von Computerprogrammen. Oft machen wir uns darüber gar keine Gedanken. Sie sind einfach da und so lange sie funktionieren und machen, was wir
wollen, ist auch alles OK. Erst in dem Moment, in dem diese nicht sofort die gewünschten Ergebnisse liefern, anders auf unsere Eingaben reagieren, als wir es erwarten oder erst gar nicht zur Verfügung stehen,
fangen wir an über sie nachzudenken. Wie entsteht eigentlich so ein Programm?
Am Anfang steht in der Regel ein Problem. Das Problem, Informationen verarbeitet, verfügbar und schnell gebrauchen zu können. Liest sich erst einmal trivial, ist aber nicht ganz so einfach. Wir wollen eben kein Wirrwarr,
Durcheinander und chaotische Aneinanderreihung von einzelnen Elementen haben, die wir selbst mühsam ordnen, bewerten und vermessen müssen. Alles muss frisch, aktuell, gut lesbar, durchgerechnet und schnell einsehbar sein.
Unser Gedächtnis, unsere Denken und Gedanken sollen so wenig, wie möglich belastet werden. Alleine die richtige Aufbereitung der Informationen soll auf einen Blick sofort in verwertbare Erkenntnisse umgewandelt werden.
Und genau dafür brauchen wir Programme. Ein Klick auf die Maus, ein Druck auf die Tastatur und schon breiten sich die schönsten Landschaften der Einsichten, Erleuchtungen und Offenbarungen vor uns aus. Mit jedem weiteren Schritt
in der Informationstechnologie wachsen auch die Ansprüche, Wünsche und Anforderungen der Anwender. Die gute Nachricht: Die Technik kann Schritt bisher halten und oft ist sie sogar dem Nutzer eine Nasenlänge voraus.
Die Dialektik aus den Ansprüchen der Anwender, technischen Fortschritt und Lösungen dreht sich als Spirale immer weiter nach oben und gebiert fortlaufenden neue Innovationen. Ein Ende ist bisher noch nicht absehbar.
Künstliche Intelligenz ist zutiefst menschlich |
Aber diese fortschreitende Spirale der wunderbaren Digitalisierung erscheint vielen Menschen als Zauberei, Magie und Hexerei. Eben kaum einsehbar, nicht nachvollziehbar und völlig dunkel. Genau diesem Eindruck möchte dieser Text entgegentreten. Es ist zwar nicht einfach, teilweise auch ziemlich kompliziert und komplex, aber eben doch für den normalen menschlichen Geist nachvollziehbar. Einfach weil: Programme werden von Menschen gemacht und sind damit eben auch zutiefst menschlich. Wer mehr wissen möchte, dem kann geholfen werden. Und das ist auch der Sinn dieser Seite: Die Hand auszustrecken und den Interessierten in das Wunderland der Informationstechnologie mitzunehmen. Eben ein Wunderland der menschlichen Errungenschaften, das noch so viel zu bieten hat.
Zuletzt aktualisiert: 14.05.2023