Wie alles begann...
Es begann alles mit einem alten Schreiben, welches sich in den Papieren meines Vaters befanden, die aus dem Nachlass meiner Großmutter stammten. Ich war neugierig und konnte leider kaum entziffern, was auf diesem Schreiben stand. 1981 - ich war gerade mal 15 Jahre - konnte ich die alte Sütterlinschrift kaum entziffern. Zum Glück konnte es aber meine andere Großmutter Wanda (1922-2004) und übersetze mir das Dokument:
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Das Schreiben der Pfarrei Amorbach stand im Zusammenhang mit der Verehelichung meiner Urgroßmutter Franziska Pauline Volk (1866-1936) mit meinem Urgroßvater Johann Peter Gerhard (1861-1915). Die beiden hatten am 4. Mai 1905 in Mülheim a. d.
Ruhr geheiratet. Über den Nachlass meiner Großmutter Franziska Margarethe Gerhardt (1910-1973) kam es dann nach ihrem Tode in den Aktenschrank meines Vaters.
Ich schrieb dann das Pfarramt in Amorbach, ob es nicht möglich wäre, weitere Informationen über die beiden in dem Schreiben genannten Personen zu erhalten. Als Antwort teilte mir der damalige Pastor der katholischen Gemeinde mit,
wann meine Ururgroßeltern geboren und geheiratet haben. Zu weiteren Forschungen sah er sich zeitlich nicht in der Lage. Aber zum Glück gab es einen ehemaligen und pensionierten Lehrer, der sich meiner Anfrage annahm und mir eine
ganze Ahnenliste der angefragten Personen anfertigte. In seinem Schreiben vom 17.07.1981 teilte mir Gustav Storto noch mit:
"Die Forschung nach den Vorfahren ist eine mühselige, viel Zeit und Geld erfordernde Arbeit; deren praktischer Nutzen dieses Aufwandes ist nur gering. Was hast Du davon, wenn Du die Daten der Geburt, der Taufe, der Heirat und des Todes sowie die Orte,
wo der Vorfahre gelebt hat, weißt? Freude und Befriedigung macht Forschung doch nur, wenn man sie selbst vornimmt und außer die paaren Daten möglichst viel über sein Wesen, seine Arbeit, seine Berufe und anderes zu erfahren sucht und das Erfahrene
schriftlich festhält. Das kann man im Allgemeinen nur bis zu den Urgroßeltern. Ich möchte Dir daher den Rat geben, darüber Forschungen anzustellen und mit den weiteren Forschungen zu warten, bis zu älter bist und die Kosten aus eigenem Verdienst bestreiten kannst."
In der Tat kann die Ahnenforschung ein mühseliges Geschäft sein. Damals mehr, als heute. Durch die fortschreitende Digitalisierung werden immer mehr Kirchenbücher und andere genealogisch interessante Quellen in das Web gestellt und der Forscher
kann bequem von häuslichen Laptop nach seinen Vorfahren schauen. Das war 1981 nicht so. Seinerzeit musste der Forschende sich noch direkt zu den Pfarrämtern vor Ort bemühen. Zum Glück konnte ich damals meine Großmutter Wanda Hopp(e) (1922-2004)
überreden, zwei Sommerurlaube in den Jahren 1982 und 1984 mit mir vor Ort in Amorbach zu verbringen. Sie brachte mir auch die alte Sütterlinschrift bei, die sie noch in der Schule gelernt hatte.
Vor Ort in Amorbach war der Pfarrer so freundlich, mich in die alten Kirchenbücher hineinschauen zu lassen. Diese waren damals noch in der Besenkammer, neben Putzeimer, Reinigungsmittel und anderen Gerätschaften verstaut.
Es gab auch einen Raum, in dem ich mich ungestört Stunde um Stunde mit den Matrikeln beschäftigen konnte. Ich war überglücklich. Leider gab es keine direkten Verwandten meiner Urgroßmutter Franziska Pauline Volk (1866-1936) vor Ort.
Sie hatte drei Brüder und drei Schwestern, die einigermaßen gesund in das Erwachsenalter erreichten, aber diese sind spurlos bis heute verschwunden. Meine Großmutter hatte aber ein älterer Herr kennengelernt, der schon mehr als 90 Jahre alt war.
Der erinnerte sich noch an meinem Ururgroßvater Valentin Volk (1831-1894). Der war Schuhmacher in der Abteigasse und der ältere Herr hatte in den Neunziger Jahren des 19. Jahrhundert seine Schuhe zur Reparatur bei ihm abgegeben.
Meine Großmutter Wanda Hoppe an einem regnerischen Sommertag 1982 in Amorbach. |
Im Hintergund das Hammhaus. |
Ein weiteres Dokument taucht auf
In den Unterlagen meines Vaters fand sich noch ein anderes interessantes Dokument. Eine Liste der Eltern und Großeltern meines Urgroßvaters Johann Peter Gerhardt (1861-1915). Verfasst wurde diese vermutlich in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts.
Die Gründe, warum es angefertigt wurde, sind nicht überliefert. Es fand sich im Nachlass meiner Großmutter. Geschrieben wurde es auf der Rückseite eines leeren Rechnungsvordruck von "Ernst & Gerhardt, Malergeschäft, Dinslaken,
Voerder Straße 49, Fernruf 2216". Einer der Inhaber dieses genannten Betriebs war Josef Gerhardt, der Bruder meiner Großmutter. Er war Malermeister und wurde im 2. Weltkrieg zur Wehrmacht einberufen. In diesem sinnlosen, brutalen
und bestialischen Krieg ist er dann gefallen. Vielleicht hat er diese Ahnenfolge seines Vaters für seine Schwester aufgeschrieben oder es ist aus seinem Nachlass, wie auch immer, zu meiner Großmutter gelangt.
Für mich als damals fünfzehnjährigen und frisch gebackenen Genealogen war es ein weiterer Schatz. So wie es aussieht, kamen die Vorfahren meines Urgroßvaters aus einem kleinen Ort Dillhausen.
Eltern und Großeltern meines Urgroßvaters Johann Peter Gerhardt (1861-1915) |
Rückseite des Dokuments mit den Hinweis auf das Malergeschäft meines Großonkels |